"Modernes und freundliches Land"

Eckdaten

Name: Henri Prahl

Universität: University of Skövde, Schweden
Zeitpunkt: WS 2020/2021
Dauer: 4 Monate

Wie ist die Entscheidung für diese Partneruniversität gefallen?

Die skandinavischen Länder haben mich schon immer gereizt. Gerade die moderne und aufgeschlossene Kultur, die schöne Natur und das gute Bildungssystem haben meine Entscheidung begünstigt. Zudem war Schweden eines der wenigen Länder in denen ein Auslandssemester wirklich stattfinden konnte aufgrund der Corona-Pandemie. Zusätzlich ist die University of Skövde für Erasmus+ qualifiziert.

Vorbereitungen für ein Visum

Kein Visum notwendig.

Vorbereitungen für Flug und Unterkunft

Die Anreise nach Skövde kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Mit dem Auto hat man verschiedene Optionen und die Wahl zwischen Brücken und Fähren. Ich selbst bin per Flugzeug angereist. Die meisten Flüge von Hamburg aus gehen nach Göteborg oder Stockholm (1,5-2h Flugzeit). In der Regel kann man hier mit einem Preis von ca. 100€ inkl. Gepäck pro Strecke rechnen. Ich bin in Stockholm gelandet und mit dem Zug weiter nach Skövde gereist. Die Zugfahrt hat 2 Stunden gedauert und war ziemlich günstig mit 16€. Am besten bucht ihr frühzeitig Zugtickets über MTRX oder SJ.

Bewerbung und ggfs. Erasmus+ Förderung

Die Bewerbung für die University of Skövde ging ganz einfach und unkompliziert über das International Office der FH Wedel. Für die Erasmus+ müsst ihr einen Englischtest vor und nach dem Semester ablegen. Zusätzlich müsst ihr einen kleinen Erfahrungsbericht schreiben.

Kurswahl und Klausuren

Ich habe folgende Kurse belegt:

1. Swedish for International Students 7,5 ECTS (nur 6 werden angerechnet)

Man lernt die Grundlagen der schwedischen Sprache, welche einem im Alltag etwas helfen können. Das Niveau ist nicht wirklich hoch, aber die Lern- und Unterrichtsatmosphäre ist sehr entspannt. Am Ende gibt es eine mündliche und zwei schriftliche Prüfungen, welche alle mit sehr geringem Lernaufwand verbunden sind.

2. Swedish Culture and Society 3 ECTS

Der Kurs ist in Kombination mit dem Sprachkurs recht interessant. Die Dozentin ist sehr engagiert und tauscht sich eher mit den internationalen Studenten über die Verschiedenheiten der schwedischen Kultur mit der eigenen aus. Am Ende schreibt man eine Klausur, welche nicht wirklich anspruchsvoll ist. Die Kurs hat im Gesamten eher schulischen Charakter.

3. Industrial Engineering 6 ECTS

Der Kurs ist besonders für Wirtschaftsingenieure interessant. Er behandelt die Grundzüge des Lean Managements und ist somit ergänzend zu den Modulen OPM, SPM und Qualitätsmanagement der FH Wedel. Neben den normalen Vorlesungen gibt es auch eine Übung, in welcher man die Grundzüge des Value Stream Mappings lernt und anwendet. Die Note setzt sich aus einer Klausur und der Hausarbeit aus der Übung zusammen. Der Kurs ist im vergleich anspruchsvoller als andere in Schweden, jedoch auch sehr interessant.

4. Logistics, Supply Chain Management and Sustainability

Den Kurs kann ich ebenfalls empfehlen sofern man die Vertiefung Produktions- und Logistikmanagement an der FH Wedel gewählt hat. Das Wissen von der FH wird quasi nochmal auf English übersetzt und dem Aspekt der Nachhaltigkeit der Supply Chain verknüpft. Neben einer Klausur schreibt man auch eine kürzere Hausarbeit im Rahmen eines Seminars. In dem Seminar beschäftigt man sich nochmal eher grob mit dem Thema der Nachhaltigkeit. Die Hausarbeit vertieft dann einen Bereich des Nachhaltigkeitsaspektes den man sich aussuchen kann. Wenn man Supply Chain Management an der FH bereits gehört hat, ist der Kurs eher ergänzend und nicht komplett neu und somit auch vom Niveau nicht besonders anspruchsvoll.

5. Entrepreneurship and business development 7,5 ECTS

Den Kurs kann ich leider nicht empfehlen, da der Dozent kaum engagiert ist und der gesamte Inhalt oberflächlich und lückenhaft ist. Man erstellt einen Business plan für eine selbstausgedachte Businessidee und präsentiert diverse Zwischenschritte in Seminaren.

Generell sind alle Kurse in Skövde deutlich kleiner als in Wedel. Die Vorlesungen sind interaktiver und man schreibt mehr Hausarbeiten. Die Klausuren sind vom Anspruch geringer und eher qualitativer Natur. Zudem hat man bis zu fünf Stunden Zeit und absolut keinen Zeitdruck.

Campusleben und Sprache

Im Vergleich zu Wedel gibt es einen großen mit verschiedenen Gebäuden und Grünflächen. Die Hochschule ist mit knapp 10.000 Studenten deutlich größer als die FH und somit auch deutlich lebendiger. Es gibt viele verschiedene Sportangebote und Studentenorganisationen in denen man sich beteiligen kann. Generell spricht jeder perfektes Englisch und alle Schilder und Hinweise sind sowohl auf schwedisch und englisch. Auf dem Campus gibt es zudem noch ein Fitnessstudio, in welchem man zum größten Teil auch nur Studenten antrifft.

Das Leben vor Ort und Tipps

Skövde ist eine Kleinstadt mit ca. 50.000 Einwohnern, ein Großteil davon Studenten. Die Stadt fühlt sich größer an als sie wirklich ist, da sie als Versorgungszentrum für die umliegenden Städte funktioniert. Skövde liegt zwischen den beiden größten Seen Schwedens Vänern und Vättern. Beide sind mit dem Bus etwa 1 Stunde entfernt. Skövde selber hat den Billingen als Naherholungsgebiet. Der Billingen ist ein kleinerer Tafelberg (300m) und hat oben einen großen See. Man kann schöne Spaziergänge machen, grillen und trifft generell viele Einheimische. Aufgrund von Corona, haben sich die Ausgehmöglichkeiten eher beschränkt. Sonst gibt es einen Studentenclub (KB) indem mehrmals die Woche Partys und Beerpongmeisterschaften stattfinden.

Besonders empfehlenswert sind Tagestripps in die nähere Umgebung von Skövde. An den Seen Vättern und Vännern findet man klassische schwedische Kleinstädte mit vielen traditionellen Holzbauten. Besonders zu empfehlen sind Mariestadt, Hjo und Karlsborg.

Mit dem Schnellzug braucht man eine Stunde nach Göteborg und zwei Stunden nach Stockholm. Die Zugtickets sind im Vergleich zu Deutschland viel günstiger (Hin und Rückfahrt Stockholm 38€). Stockholm und Göteborg muss man unbedingt gesehen haben, wenn man in Skövde ist. Die Städte sind superschön und bieten viel Abwechslung zum Kleinstadtleben in Skövde. Ich habe außerdem noch Reisen an die Westküste nördlich von Göteborg gemacht (Smögen) und verschiedene Naturparks am Vännern/Vättern gemacht. Der ESN (Studentenverein) in Skövde organisiert außerdem Reisen nach Lappland und eine Bootstour nach Estland, welche aber aufgrund von Corona ausgefallen sind.

Generell ist das Preisniveau in Schweden höher als in Deutschland. Am besten kocht man im Wohnheim zusammen, so lässt sich viel Geld sparen. Alkohol kann man nur in einem bestimmten Laden (Systembolaget) kaufen, man sollte in etwa den doppelten Preis im Vergleich zu Deutschland einrechnen. Es gibt vielerorts Studentenrabatte, deswegen lohnt sich der Antrag auf eine Mecenat Karte (Studentenausweis).

Fazit

Ich kann ein Auslandssemester in Skövde wärmstens empfehlen. Auch wenn einige Sachen aufgrund von Corona eingeschränkt worden sind, habe ich in 4 Monaten viele wertvolle und schöne Erfahrungen gemacht. Ich habe viele neue Freunde aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt kennengelernt. Außerdem ist Schweden ein super schönes Land und man kann sehr viel Unternehmen und rumreisen. Die Schweden selber sind super modern und freundlich, man fühlt sich nicht fremd und kommt mit Englisch auch in den kleinsten Ortschaften zurecht.

Impressionen