"Ich kann euch ohne Bedenken die Universidad del Desarrollo als Partneruni empfehlen"

Eckdaten

Name: Maximilian Adria
Universität: Universidad de Desarrollo, Santiago de Chile, Chile
Zeitpunkt: Wintersemester 2017/2018
Dauer: 5 Monate

Wie ist die Entscheidung für diese Partneruniversität gefallen?

Ich wollte immer schon nach Südamerika und da die UDD in Chile die einzige Partneruniversität der FH Wedel ist, fiel mir die Entscheidung entsprechend leicht. Über Chile wusste ich bis zum Zeitpunkt meiner Abreise recht wenig, was für mich selbst aber auch spannend war, denn ich könnte mich neuen Herausforderungen stellen.

Vorbereitungen für ein Visum

Für Chile gibt es zwei verschiende Möglichkeiten für einen längeren Aufenthalt. Zum einen gibt es die Möglichkeit eines Studentenvisums, zu dem ich rate, zum anderen erhält man vor Ort ein 90-Tages Visum, was man durch eine Aus- und wieder Einreise um weitere 90 Tage verlängern kann.
Für das Studentenvisum werden einige Unterlagen benötigt. Nähere Infos hierzu gibt es auf der Homepage des chilenischen Generalkonsultas in Hamburg. Da einige dieser Unterlagen und auch das Visum selbst Zeit in Anspruch nehmen, rate ich jedem, sich so früh wie möglich darum zu kümmern. Die Bearbeitungszeit beträgt mindestens vier Wochen. Anschließend wird euch ein Termin zugewiesen, an dem ihr persönlich mit eurem Reisepass im Konsulat in Hamburg erscheinen müsst, um euer Visum zu erhalten.

Vorbereitungen für Flug und Unterkunft

Für den Hin- und Rückflug habe ich ca. 1100€ bezahlt. Jedoch habe ich mein Ticket bereits 4 Monate vor Abflug gekauft, um Preissteigerungen zu vermeiden. Ich habe mir den Rückflug direkt mitgebaucht, da ich erstens vor Weihnachten wieder zuhause sein wollte und 2. die Klausurenphase im Februar nicht verpassen wollte.

Es gibt eine Vielzahl an Wohnmöglichkeiten in Santiago. Die UDD schickt euch vor dem Semester eine Auswahl an Unterkünften - Studentenwohnheime, chilenische Familien, die ein freies Zimmer vermieten, Wohnungen etc. Es gibt zudem auch öffentliche Facebook-Gruppen, wo Vermieter ausschließlich Wohnraum für "Internationals" anbieten. Ich empfehle euch in den Stadtteilen Las Condes oder Providencia zu wohnen oder falls ihr zentraler wohnen möchtet, in der Nähe einer U-Bahn-Station der "roten Linie". Die monatlichen Mietkosten für ein Zimmer belaufen sich auf 300 bis 400 Euro. Ihr könnt schon von zu Hause aus eine Unterkunft organisieren, es reicht jedoch auch völlig aus, ein bis zwei Wochen vor Semesterstart nach Santiago zu kommen und vor Ort eine Unterkunft zu suchen.
Ich habe meine Unterkunft aus Deutschland aus bereits gemietet und habe meine 5 Monate in einem privaten Studentenwohnhein SantiagoExchangeNetwork (SEN) gewohnt. Das ist eine Organisation, die neben Unterkünften auch Reisen und Partys für "Internationals" anbietet. Ich habe mit zehn anderen Studenten (Südkoreaner, Franzosen, Amerikaner etc.) in einer Villa mit Garten und Pool in Las Condes gewohnt. Es war eine echt coole Erfahrung, mit so vielen Nationalitäten unter einem Dach zu wohnen! Als SEN-Mitglied wirst du übrigens auf coole Rooftop-Partys des W Hotels und des Sheraton Hotels eingeladen, die für Mitglieder kostenlos sind.

Bewerbung und ggfs. Erasmus+ Förderung

Für Chile gibt es keine Erasmus+ Förderung, da sich diese finanzielle Förderung lediglich auf die europäischen Länder bezieht.

Kurswahl und Klausuren

Um auf die 30 ECTS-Punkte zu kommen, müsst ihr an der UDD 4 Kurse belegen. Ich habe mich, neben dem Spanischkurs, ausschließlich für englischsprachige Kurse entschieden. Es gibt sowohl bei englischsprachigen als auch bei spanischsprachigen Kursen eine gute Auswahl. Die meisten Kurse finden von Montag bis Donnerstag statt. Ich habe mir meinen Stundenplan so gewählt, dass ich nur Montags und Mittwochs zur Uni musste. Sobald die UDD euch den Anmeldelink schickt, solltet ihr zeitnah eine Entscheidung bezüglich der Kurswahl treffen. Die Plätze für einige Kurse sind nämlich begrenzt. Diese zeitliche Begrenzung wurde mir zum Verhängnis, da ich mich nur Sekunden zu langsam angemeldet habe und somit nicht den Beginner-Kurs sondern den Fortgeschrittenen-Kurs in Spanisch wählen musst. Als Spanisch-Anfänger eine Herausforderung..
Es gibt zudem eine Anwesenheitspflicht von 70 bis 80 Prozent, wobei jeder Dozent unterschiedlich streng damit umgeht. Jeder Kurs hat in der Regel eine Doppelstunde pro Woche, zwei Midterms pro Semester und eine Abschlusspräsentation/-klausur. Die Vorlesungen haben einen schulischen Charakter, so dass mündliche Beteiligung und Hausaufgaben üblich sind. Ich habe an der UDD folgende Kurse belegt:

- Spanisch-Sprachkurs: Der Sprachkurs kostet 250 Euro, jedoch übernimmt die FH Wedel diese Kurs-Gebühr. Den Kurs gibt es für Beginner und Fortgeschrittene. Wie eingangs erwähnt, klappe die Anmeldung bei mir leider nicht reibungslos und ich musste in den Fortgeschrittenen-Kurs ausweichen. Der Kurs hatte eine große Teilnehmerzahl von 25 Studenten, wodurch man nicht die Aufmerksamkeit bekommt wie in einem kleineren Kurs. Wir mussten zwei kleine Präsentationen vorbereiten und zwei schriftliche Midterms absolvieren. Am Ende des Semesters gab es eine Abschlussklausur. Der Kurs ist empfehlenswert, jedoch rate ich jedem, der keine Spanischkenntnisse hat, den Beginner-Kurs zu wählen.

-Globalization: Dieser Kurs behandelt die Vor- und Nachteile der Globalisierung, wie sie zustande gekommen ist und welche Arten und Formen es gibt. Der Kurs ist sehr zu empfehlen, da er super interessant ist und auch der Dozent mit Freude und Spaß an der Vorlesung dabei ist. Die Midterms bestanden aus zwei Essays, die man von zuhause aus schreiben konnte. Es gab zudem noch Präsentationen und Reden, die man erarbeiten musste.
Ein sehr zu empfehlender Kurs!

-Nation Branding: Der Inhalt dieses Kurses war das Erschaffen eine Brandmarke eines Landes. Wir hatten in unserem Abschlussessay Argentinien und sollten erläutern, wie Argentien es schafft, durch Tourismus seine aktuelle Wirtschaftskrise zu überwinden. Der Kurs war leider etwas langweilig, da die Vorlesung sehr eintönig vorgetragen wurde und es auch sonst, bis auf ein Buch mit ca. 600 Seiten, keine Informationen über die in der Vorlesung behandelten Thematiken gab. Den Kurs empfehle ich nicht weiter.

-Corporate Governance: Hier ging es um die Grundsätze der Unternehmensführung, die Leitung und Überwachung von Unternehmen zur Zufriedenheit aller Anspruchsgruppen, der Stakeholder und Shareholder in verschiedensten Unternehmensformen. Dieser Kurs wurde interessant vorgetragen, da der Dozent immer wieder reale Beispiel verwendete und am Ende einiger Stunden Tests austeilte, um die Aufmerksamkeit stets auf hohem Niveau zu halten. Der Dozent selbst war nett und immer offen für Fragen und Anregungen.

Campusleben und Sprache

Der Großteil der chilenischen Bevölkerung spricht kein Englisch, daher war es für mich sehr schwer, sich mit Einheimischen zu verständigen. Das Spanisch selbst war auch nicht das allerbeste Spanisch unter den südamerikanischen Ländern. Auf dem Campus jedoch kann so ziemlich jeder Student und Dozent Englisch sprechen.

Der Campus ist sehr groß und bietet sehr viele Freizeitaktivitäten an. Es gibt ein Fitnessstudio und einen Fußballplatz, zudem ist das Angebot an Sportkursen sehr groß.

Das Leben vor Ort und Tipps

Santiago ist eine Stadt mit sieben Millionen Einwohnern, am Fuße der Anden. Das Leben in Santiago ist sehr schön, jedoch auch recht teuer für ein südamerikanisches Land. Die Lebensmittelpreise sind etwas teurer als in Deutschland. Die Mieten sind vergleichbar mit Hamburg. Trotz alldem ist Santiago ein wunderbarer Ort, um sein Auslandssemester dort zu verbringen. Auch als Ausgangspunkt für Reisen in die Nachbarländer ist Santiago geografisch sehr gut gelegen.

Ich selbst bin sehr viel gereist. Ich war in der Chilenischen Feiertagswoche in Peru und Bolivien. Bin während des Semesters viel in Chile gereist, war in Argentinien und habe mein Auslandssemster mit einem Trip auf die Osterinsel abgeschlossen. Alle Reiseziele kann ich nur wärmstens ans Herz legen.

Fazit

Das Auslandssemester war für mich eine riesige Bereicherung. Ich habe sehr viele neue Leute kennengelernt und Freunde aus verschiedensten Ländern gewonnen. Habe Erfahrungen und Eindrücke auf Reisen gemacht, an die ich mich immer erinnern werde. Ich kann euch ohne Bedenken die Universidad del Desarrollo als Partneruni empfehlen. Wenn ihr Lust habt, eine große, exklusive Uni kennen zu lernen und Spaß am Reisen mitbringt, ist die UDD und Chile perfekt für euch geeignet.

Sonstiges

Bei Fragen stehe ich jedem gerne zur Verfügung.