"Ich würde mich jederzeit wieder für einen Aufenthalt in China entscheiden"

Eckdaten

Name: Tim Gieske
Universität: BFSU SolBridge International School of Business, Peking, China
Zeitpunkt: Sommersemester 2017
Dauer: k.A.

Wie ist die Entscheidung für diese Partneruniversität gefallen?

Im Verlauf des Studiums an der FH Wedel steht es jedem Studenten frei ein Auslandssemester zu absolvieren. Die große Anzahl an Partneruniversitäten im Ausland war ein Faktor in meiner Entscheidung an der FH Wedel meinen Master zu absolvieren.

Insbesondere ein Auslandssemester in China reizte mich, denn ich war noch nie zuvor in China und hatte Lust auf eine vollkommen neue Welt, die mit der Welt, wie wir sie in Europa kennen, kaum etwas zu tun hat. Durch die freundliche Unterstützung im International Office der FH Wedel und einer Präsentation der Beijing Foreign Studies University (BFSU) durch Sang-In Kim, der extra aus Peking angereist war, in Wedel überzeugte mich die Universität. Die International Business School der BFSU zählt zu den besten internationalen universitären Einrichtungen in China und bietet ein breites Programm sowohl für Bachelor- als auch für Master-Studenten. Weiterhin bietet die IBS der BFSU ein extrem praxisbezogenes Programm in dem es sehr leicht möglich ist zu verstehen wie Märkte und Geschäfte in China funktionieren und welche Unterschiede es beispielsweise in der Etiquette zu westlichen Ländern gibt. Die Vorlesungen finden auf sehr gutem Englisch statt und lediglich in den spezifischen Fächern wie „Oral Chinese“ und „intensive Chinese“ zusätzlich natürlich auf Chinesisch. So gelingt es einem Studenten innerhalb eines Semesters einen Grundwortschatz in Chinesisch aufzubauen, der für den Alltag und einfache Konversationen vollkommen ausreicht. Auf Grund all dieser Vorzüge der BFSU habe ich mich für das Auslandssemester in China entschlossen.

Vorbereitungen für ein Visum

Nach der erfolgreichen Übermittlung der Bewerbungsunterlagen durch die FH Wedel nach Peking bekamen wir schon kurze Zeit später die Zusage. Mit den von der BFSU zugeschickten Unterlagen hatten wir keinerlei Probleme das X2 Visum für China im Chinese Visa Center Hamburg zu bekommen. Dieser Prozess dauerte lediglich knapp eine Woche vom Antrag bis zur Abholung.

Vorbereitungen für Flug und Unterkunft

Flüge waren einfach und günstig gebucht und der Reise in das „Abenteuer Auslandssemester“ stand nichts mehr im Wege. Lediglich die Unterkunftsfrage stellte sich zu Beginn als etwas kritisch dar. Die WG-Zimmer Preise in Peking sind vergleichbar mit denen in der Hamburger Innenstadt. Zudem ist die Größe der Stadt zu beachten. Selten sind Strecken mit dem sehr gut ausgebauten U-Bahn-Netz unter 25 Minuten zu absolvieren. Außerdem liegt die Universität von der U-Bahn Station „Weigongcun“ (Line 4) etwa 20 Gehminuten entfernt. Aus diesem Grund empfiehlt es sich absolut ein Zimmer in einem der zahlreichen Wohnheime direkt auf dem Campus zu nehmen. Der Campus ist in einen West- und einen Oststeil aufgeteilt, die von einer viel befahrenen großen Hauptstraße geteilt wird. Das

International Building (IB) in dem alle Kurse stattfinden, liegt auf dem West-Campus. Die angebotenen Wohnheime auf dem Ost-Campus. Zu Fuß sind die Vorlesungsräume in 5-15 Minuten einfach zu erreichen. Zwar ist es möglich vorab aus Deutschland Interesse an einem Zimmer auf dem Campus anzumelden, jedoch ist dies längst keine Garantie, dass das gewünschte Zimmer in Peking zur Verfügung gestellt wird. Auf dem Campus gibt es verschiedene Arten von Wohnheimen:

  • Einzelzimmer mit Dusche und (westlicher) Toilette
  • Einzelzimmer mit Gemeinschaftsduschen und (chinesischen) Toiletten auf dem Gang
  • Doppelzimmer mit Gemeinschaftsduschen und (chinesischen) Toiletten auf dem Gang

Die Einzelzimmer sind mit Abstand am teuersten und liegen am weitesten von den Vorlesungssälen entfernt. Jedoch sind Diese am ehesten mit europäischen Standards vergleichbar und jedem zu empfehlen, der Wert auf Privatsphäre und etwas mehr Platz legt. Zudem sind die Einzelzimmer mit Betten ausgestattet, die richtige Matratzen haben. Die Doppelzimmer hingegen sind kleiner als ein Einzelzimmer und zusätzlich lebt man dort zu zweit in Hochbetten, die aus einer Spanplatte mit einer dünnen Stoffauflage belegt sind. Alle Zimmer sind mit Stühlen, Schränken, Regalen und Schreibtisch ausgestattet. Ich habe mich mit Absicht für ein Doppelzimmer entschieden, um so dem chinesischen Studentenleben so nah wie möglich zu kommen und meinen Horizont durch diese doch sehr intensive Erfahrung zu erweitern. Zu Beginn ist es ehrlich gesagt sehr erschreckend und extrem gewöhnungsbedürftig. Dennoch haben mein Mitbewohner und ich uns nach kurzer Zeit sehr gut eingelebt und fühlen uns wohl. Zudem sei gesagt, dass das Dorm-Leben in den Gebäuden mit Doppelzimmern deutlich lebhafter und interessanter ist als in den anderen Gebäuden. Daher ganz klar meine Empfehlung: Zähne zusammenbeißen und Doppelzimmer wählen! Die Verteilung der jeweiligen Zimmer erfolg direkt nach Ankunft vom Flughafen auf dem Campus. Zunächst gibt es eine kleine Führung um sich ein Bild vor Ort von den Zimmern zu machen und direkt im Anschluss wird entschieden wer welches Zimmer bekommt. Daher brauchen sich Studenten der FH Wedel keine Sorgen um eine Unterkunft machen, sofern sie sich für eine Unterkunft auf dem Campus entscheiden.

Bewerbung und ggfs. Erasmus+ Förderung

k.A.

Kurswahl und Klausuren

Im Masterprogramm der BFSU habe ich mich für die folgenden Kurse entschieden, die gleichzeitig auch von der FH Wedel anerkannt wurden:

 

-International Business Management

-International Business Negotiation

-China and international Organizations

-Intensive Chinese

-Oral Chinese

-Marketing in China

-Chinese Culture and Business Etiquettes

 

Die Kurse starten an der BFSU alle frühestens um 10.10 Uhr und enden meist zwischen 14.50 Uhr und 19.00 Uhr. Es kann unter dem Semester durchaus vorkommen, dass Vorlesungen zusätzlich an Samstagen stattfinden oder nachgeholt werden. In allen Kursen gilt absolute Anwesenheitspflicht, die sehr genau genommen wird. Selbst sehr kurzzeitiges Erscheinen nach dem Ertönen der Klingel wird als „Abwesend“ gewertet. Sollte dies passieren oder es ist einem aus anderen Gründen nicht möglich an der Vorlesung teilzunehmen ist dies zunächst kein großes Problem. Für die Zulassung zu den Final Exams wird eine Gesamtabwesenheit von 10-20%, abhängig vom jeweiligen Fach, akzeptiert. Im Krankheitsfall zählt dies selbstverständlich nicht, sofern ein Beleg vom Arzt vorliegt.

 

In allen Kursen ist eine aktive mündliche Mitarbeit gefragt. Diese wird benotet und regelmäßig durch Team- oder Einzelpräsentationen abgefragt. Am Ende des Semesters finden in einigen Fächern finale Abschlussprüfungen statt, in den meisten Fächern, zumindest bei mir im Master, ist es so, dass relativ umfangreiche Hausarbeiten (10 - 20 Seiten) auf Englisch eingereicht werden müssen. So ist es möglich, dass innerhalb des Semesters 3 - 4 Hausarbeiten geschrieben werden müssen neben den Präsentationen und letztlich den Final Exams. Es muss also etwas getan werden! Dies soll jetzt in keinem Fall Angst machen - alles absolut machbar, zumindest wenn man an den Lern- und Arbeitsaufwand an der FH Wedel gewöhnt ist.

Campusleben und Sprache

Der Campus ist im Vergleich zum Campus der FH Wedel natürlich riesig, dennoch für Peking relativ klein. Es gibt drei Kantinen, die quer über den gesamten Campus verteilt sind und in denen für kleines Geld sehr lecker gegessen werden kann. Dazu gibt es einen Park mit einem Teich, der insbesondere im Sommer zu geselligen Abenden oder am Nachmittag zum Lernen im Freien einlädt. Ein besonderes Plus der BFSU ist das riesige Sportangebot. Neben einem Fitnessstudio (für deutsche Verhältnisse sehr günstig, ca. 30€ für 3 Monate) gibt es ein Schwimmbad mit einem 50m Becken und einem 25m Becken, einen Fußballplatz inklusive Tartan-Bahn, Tennisplätze, eine Badminton-Halle und eine Vielzahl an Basketball-Plätzen. Besonders im Sommer ist der Campus daher extrem belebt. Weiterhin bietet der Campus zwei Supermärkte und mehrere Cafés. Kurzum - es ist alles da was ein Student braucht - eigentlich noch mehr. WLAN wird von der Uni gegen Aufpreis auf dem gesamten Campus angeboten. Ich empfehle jedoch sich eine chinesische SIM mit mobilen Daten zu besorgen und sich für sein Zimmer einen WLAN Router für ein paar Euro im Monat zu organisieren. Wie man da ran kommt, klärt sich direkt vor Ort ohne Probleme.

 

Die Sprache ist besonders zu Beginn eine der größten Herausforderungen. Kaum am Flughafen in Peking gelandet, sieht man sich mit chinesischen Schriftzeichen konfrontiert, die lediglich sporadisch und nur an den wichtigsten Stellen ins Englische übersetzt sind. Vor dem Flug haben wir von der Uni aus Peking die Adresse der Universität auf Chinesisch zugeschickt bekommen. Denn man muss wissen, dass in Peking kaum jemand Englisch spricht, lediglich manche Geschäftsleute und dann aber auch nur mit Glück. So ist es aber kein Problem dem Taxifahrer die Adresse der Uni auf Chinesisch zu zeigen um problemlos auf dem Campus anzukommen. Auf dem Campus selber sprechen nur die Dozenten der International Business School und die Mitarbeiter der International Office Englisch, sonst niemand. Wirklich niemand. Dies ist zunächst im Wohnheim ein kleines Problem an das man sich aber mit der Zeit sehr schnell gewöhnt. Mit einigen Wörtern Chinesisch und Zeichensprache kam ich nach meiner Erfahrung immer ans gewünschte Ziel.

Das Leben vor Ort und Tipps

Leben in China

Das Leben hier in Peking ist schon etwas anders, als ich es aus Europa gewöhnt bin. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Luftverschmutzung, die leider nicht außer Acht gelassen werden darf. Im Sommer ist sie zwar geringer als im Winter aber dennoch um ein hohes Vielfaches höher als in Hamburg. In den ersten Tagen in China ist demnach damit zu rechnen, dass die Augen eventuell etwas tränen solange bis sich der Körper umgestellt hat. Ich habe mich recht schnell daran gewöhnt, habe aber dennoch jeden Morgen die entsprechenden AQI-Werte online gecheckt. Denn auch wenn die Sonne scheint und es blauen Himmel über Peking gibt, ist es möglich, dass die Luft schlechte Werte aufzuweisen hat. Ich habe eine Atemmaske nur an wenigen Tagen getragen. Es ist kaum auszumachen, ab welchem Wert ich sie hätte tragen sollen und so habe ich mich immer an den Chinesen orientiert - haben sie eine getragen, habe auch ich meine Maske aufgesetzt. Im Sommer kommen neben der Luftverschmutzung noch gelegentlich auftretende Sandstürme hinzu, die Sand aus den naheliegenden Wüsten nach Peking tragen. Ebenfalls eine Erfahrung, die man besser mit Atemmaske machen sollte. Grundsätzlich soll die Verschmutzung der Luft aber keinesfalls abschrecken - weder ich noch meine Kommilitonen hatten ernsthafte Probleme dadurch. Die kulturellen Unterschiede sind leicht auszumachen und werden direkt nach Ankunft bemerkt. Absolut interessant in meinen Augen. Zudem ist es ratsam sich auf spontane Selfie-Foto-Sessions mit Chinesen einzustellen. Nicht selten wurden wir als offensichtliche Europäer einfach fotografiert oder nach eben jedem Selfie gefragt. Dies ist aber immer eine super Gelegenheit, mit Chinesen ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.

 

WeChat und China gehören einfach zusammen. Das Programm für das Smartphone ist Unterstützer in allen Situationen im Alltag. Es ist neben dem normalen Kommunizieren mit Text-, Sprach- oder Videonachrichten möglich mit dieser App Taxis zu bestellen, Kino Tickets zu kaufen, Flieger und Züge zu buchen und in nahezu allen Shops in China zu bezahlen. Ein Großteil der Kommunikation zwischen Dozenten und Studenten an der BFSU wird ebenfalls über diese App abgewickelt. Als Europäer ist es zudem wichtig sich vor Abflug nach China einen VPN auf seinem Laptop und Handy einzurichten. Websites wie Google (sowie alle Google Dienste - auch Mail!!), facebook, Instagram und Co sind in China geblockt und funktionieren ohne den Umweg über das VPN nicht. Ich empfehle daher sich unbedingt im Vorfeld mit den verschiedenen Anbietern auseinander zu setzen und sie entsprechend, unbedingt vor Abflug, einzurichten. Für das Bezahlen in China ist es ratsam mindestens eine Kreditkarte dabei zu haben. Am besten ist es jedoch eine zweite als Alternative oder Reserve dabei zu haben, da nicht alle Banken Karten aus Deutschland akzeptieren. Ich selber habe mir nach Ankunft ein Konto bei der China Construction Bank eingerichtet. Eine Filiale gibt es direkt auf dem Campus und zur Einrichtung des kostenfreien Kontos wird lediglich der Reisepass benötigt. Ein solches Konto ist notwendig um WeChat Pay und Alipay zu benutzen. Dies sind neben Bargeld die gängigsten Bezahlarten in China. Meine Kreditkarte nutze ich nur um Bargeld abzuheben, da die Karte in den meisten Shops und Restaurants gar nicht erst akzeptiert wird - hier ist China eindeutig weiter als Deutschland.

 

Peking

 

Die chinesische Hauptstadt mit ihren 22 Millionen Einwohnern ist absolut genial und überwältigend. An die Größe und Dimension der Stadt musste ich mich zunächst etwas gewöhnen. Neben Anlaufpunkten wie der Verbotenen Stadt oder dem Sommerpalast ist auch die Chinesische Mauer nicht weit. Ich selber habe es während des Semesters geschafft drei verschiedene Mauerabschnitte zu besichtigen. Zu Beginn des Semesters bietet die Uni eine fast kostenlose Tour zu Mauer an. Aber auch auf eigene Faust ist die Mauer sehr gut zu erreichen und immer einen Tagesausflug wert. Allgemein muss man

sich aber darauf einstellen, dass Peking deutlich lauter und hektischer als Hamburg ist. Kaum ein Tag vergeht hier an dem nichts passiert. Permanentes Hupen und schnelles, ab und an auch unsichereres Fahrverhalten von Autofahrern gehören zum ganz normalen Verkehrsbild. Hier ist besondere Vorsicht geboten aber auch daran haben wir uns alle hier schnell gewöhnt. Peking hat nicht nur kulturell eine ganze Menge zu bieten sondern auch Dinge, die ja das Studentenleben ehrlicherweise auch ausmachen - das Ausgehen am Abend. Im Stadtteil Sanlitun (ca. 35-40 Minuten mit dem Taxi, 1,70€ pro Person bei 4 Personen im Taxi) finden sich eine Vielzahl als Clubs und Bars in denen sich ebenfalls Studenten der anderen Universitäten in Peking treffen. Das gemeinsame Feiern mit den Chinesen und anderen Nationen ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert.

Fazit

Ich bin absolut glücklich, mich für das Auslandssemester in China entschieden zu haben und kann dies nur jedem wärmstens empfehlen. Auf der einen Seite hat mich die Uni in diesem Semester vor eine besondere Herausforderung gestellt, durch die ich neben den Basics der chinesischen Sprache eine ganze Menge gelernt habe. Auf der anderen Seite hat mich das Leben außerhalb der Uni in einem fremden Land in dem nichtmal ansatzweise die eigene Sprache gesprochen wird und eine vollkommen andere Kultur gelebt wird, vor eine besonders große Herausforderung gestellt, aus der ich extrem viel gelernt habe und für mich selber mitnehmen konnte. Neben diesen Aspekten sind es aber auch die Kontakte und neu gewonnenen Freundschaften, die sich an der Uni und in Peking gebildet haben, die das Auslandssemester in Peking zu einer grandiosen Erfahrung für mich gemacht haben. Ich würde mich nun jederzeit wieder für einen Aufenthalt in China entscheiden und kann mir durch dieses Semester ebenfalls vorstellen einen Teil meiner beruflichen Laufbahn in China zu verbringen.